Begleiten statt Verbieten oder was hat ein Ei auf dem Kopf mit uns zu tun?

In diesen Tagen geistert ein neuer Trend durch die sozialen Netzwerke- inspiriert durch TikTok schlagen Mütter an den Köpfen ihrer Kleinkinder Eier auf und deren Reaktionen werden ins Netz gestellt. Challenges werden solche Videoclips genannt, derer es in den letzten Jahren immer wieder gab. Das Ziel solcher Aktionen ist die Jagd nach möglichst viele Likes, um virtuelle Berühmtheit zu erlangen. Wenn schon scheinbar erwachsene Frauen ihre doch so geliebten Kinder öffentlich derart vorführen, wie verlockend müssen dann solche Likes für Kinder und Jugendliche sein.

Wir sind uns ziemlich sicher, dass der Anteil unserer Vereinsmitglieder an solchen Aktionen zu Null tendiert- dennoch haben viele Kinder und Jugendliche unseres Vereins Zugang zu solchen Filmchen und Bildern. Sie werden massenhaft in den unterschiedlichsten Chat-Gruppen geteilt und animieren zu anderen selbstgemachten Videos, die im Netz landen. Macht doch einfach die Probe und fragt eure Kinder oder Enkel nach dieser Challenge. Ihr werdet mit Sicherheit ein müdes Lächeln ernten und den Hinweis, dass dies doch schon Schnee von gestern sei. Ein guter Aufhänger nach dem virtuellen Neuschnee zu fragen und euch gemeinsam die neuesten TikTok Trends anzusehen.

Durch unsere jahrelangen beruflichen Erfahrungen mit Kindern sowie Jugendlichen und deren Umgang mit Handys; Internet und sozialen Medien sowie unseren eigenen Beobachtungen als Großeltern fragen wir uns beide schon länger, wie können wir als Erwachsene einen Beitrag leisten, um der jungen Generation einen gesunden Umgang mit der nicht mehr wegzudenkenden Technik zu ermöglichen. Weitere Denkanstöße für unsere Überlegungen haben wir auch in Büchern erhalten, die wir euch am Ende unseres Artikels als Quellen anfügen.

Eins ist uns in letzten Wochen  immer deutlicher geworden: die jetzige Eltern-  und  Großeltern- Generation ist portionsweise mit der neuen Technik mitgewachsen. Mit jedem update, jedem neuen Handy und jeder neuen App ein bisschen mehr. Bevor es diese technischen Möglichkeiten gab, hatten wir schon unsere Kindheit mit anderen Freizeitaktivitäten, mit spontan draußen Freunden treffen, mit Klingelstreichen und Baden am See.

Für Kinder und Jugendliche von heute gehören jedoch Handys, Laptops, Smartwatches, Konsolen und das Internet von Beginn an zu ihrem Leben dazu. Ihre Eltern und Großeltern nutzen es meist selbst aktiv im jeweiligen Familienalltag. Wie sollen sie dann verstehen, dass manches für sie zu früh und im Einzelfall auch gefährdend sein kann? Und hier setzt die gemeinsame Verantwortung der Eltern, der Großeltern, der Kita oder Schule ein. Das Alter des Erwerbs eines Führerscheins ist ein gutes Beispiel, warum der Umgang mit einem Handy bei einem 16-Jährigen anders aussehen sollte als bei einem 10- jährigen Grundschüler oder seiner 5-jährigen Schwester. Und bitteschön wer regelt dies bei uns? Jetzt kommt die – je nach Sichtweise- gute oder schlechte Nachricht: für diese Reglungen ist jede Familie selbst zuständig. Gleich sind dabei für alle das Kinder- und Jugendschutzgesetz (Stichwort: Haftung der Eltern in Abhängigkeit des Alters des Kindes) und daneben die Absprachen und Vereinbarungen in den einzelnen Familien.

Rund um solche Themen haben wir am Sonntag, der 16.07.2023 auf unserem Vereinsgelände interessierte Eltern eingeladen, sich mit uns über solche Fragen auszutauschen. 6 Mütter und Väter sowie eine Omi waren schon bald in einem regen Austausch. Wie macht ihr das? Wie bekommt ihr euer Kind von der Konsole weg? Gibt es feste Bildschirmzeiten bei euch? Wie läuft das mit den Klassenchats? Welche Rolle spielen Absprachen bei den Großeltern? Wie bekomme ich das Handy meines Kindes sicher? Trackt ihr euer Kind? Welche Gefahren lauern im Netz? Was ist bei der Nutzung von Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok, Bildergalerien und anderen zu beachten? Wir haben diese Runde als ausgesprochen offen und wertschätzend erlebt und je nach Interesse konnten im

Nachgang weiterführende Informationen, Tipps und Links über einen Dropbox-Zugang abgerufen werden (natürlich incl. der jeweiligen Quellenangabe).

Wir beide sind am Überlegen, ob es sinnvoll sein kann, in größeren Abständen in unserem Verein einen solchen Austausch anzubieten. In der dunklen Jahreszeit vielleicht sogar in den Räumen unserer Kantine. Wenn ihr diesen Gedanken gut findet, dann sendet uns doch bitte eine Mail mit euern Wünschen und Ideen dazu. Das Zeltlager in diesem Jahr hat eindrucksvoll gezeigt, dass die jüngere Generation sehr wohl auch analog miteinander spielen möchte und es bei entsprechendem Angebot auch mit viel Freude praktiziert. Und ja- für sie werden Handys, Tablets, Smartwatches immer einen wichtigen Teil ihres Freizeitlebens sein. Denn in ihrem anstehenden Berufsleben wird dies ja auch so sein- und welche Auswirkungen die Künstliche Intelligenz haben wird, das werden wir in den nächsten Jahren ob jung oder alt, gewollt oder ungewollt, miterleben.

Und wie so oft im Leben: Die richtige Dosis macht den Unterschied.

Wir freuen uns auf eure Mails, Anregungen und auf die nächste Runde zu diesem Thema in unserem Verein.

Bine und Micha

Mails bitte an:  buero@saunafreunde-berlin.de

Quellen: Leonie Lutz und Anika Osthoff: „Begleiten statt verbieten“ und Silke Müller: „Wir verlieren unsere Kinder“

Anbei noch ein Link (PDF) zu einem sehr interessanten Artikel.

LINK oder PDF zum Download